Mehr zum Thema Klimaschutz durch Recycling
Als einer der führenden Dienstleister für Recycling, Service und Wasser verfügt REMONDIS weltweit über rund 1.000 Standorte weltweit. Diese verteilen sich auf über 30 Länder in Europa, Afrika, Asien und Australien.
Die Zuständigkeiten in Deutschland werden von REMONDIS durch sechs Regionalgesellschaften abgedeckt. Außerdem haben hierzulande diverse REMONDIS-Spezialgesellschaften ihren Hauptsitz.
Die Erfolgsgeschichte des Recyclingrohstoffs hat ihren Ursprung in den späten 1990er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt zogen die Rohstoffpreise immer stärker an, wodurch Recyclingrohstoffe als Substitut zunehmend attraktiver wurden.
Einblicke und Ausblicke zum Thema Recyclingrohstoffe
Grundsätzlich hat man hierzulande erkannt, wie wichtig es ist, unabhängiger von rohstoffexportierenden Ländern zu werden. Für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland kann das nur bedeuten, einmal ins Land gekommene Rohstoffe wieder und wieder nutzbar zu machen. Das geht, indem man Wertstoffe konsequent aus Industrie- und Haushaltsabfällen zurückgewinnt und Abfall nicht mehr als Entsorgungsmaterial, sondern als Rohstoffquelle betrachtet. Das Ganze sollte im Idealfall in allen Bereichen vom Verpackungsrest bis zum Elektroschrott umgesetzt werden.
Entstanden ist europäische und deutsche Recyclingpolitik vor dem Hintergrund der veränderten Lage auf dem Weltmarkt, wobei vor allem China eine große Rolle spielt. Das Reich der Mitte – ehemals für 97 Prozent der deutschen Importe an Seltenen Erden verantwortlich – wechselte 2011 zunächst auf eine sehr restriktive Ausfuhrpolitik. 2018 folgte ein Importstopp für minderwertige Kunststoffabfälle. Seitdem sehen sich Deutschland und die EU gezwungen, selbst Verwertungslösungen zu finden. Damit das gelingt, hat die Politik ein neues Verpackungsgesetz verabschiedet, das eine sukzessive Erhöhung der Recyclingquoten bis 2022 vorsieht. Für Kunststoffe, aber auch für alle anderen Abfallfraktionen wie Glas, Papier, Metalle und Verbundstoffe. Zudem werden Getränkekartons erstmals als eigenständige Fraktion behandelt.
Politik und Recycling – die Vorgaben des neuen Verpackungsgesetzes
Material | Quoten seit 2019 | Quoten ab 2022 |
---|---|---|
Glas | 80 % | 90 % |
Papier/Pappe | 85 % | 90 % |
Eisenmetalle | 80 % | 90 % |
Aluminium | 80 % | 90 % |
Kunststoffe | 90 % (davon 65 % werkstofflich) | 90 % (davon 70 % werkstofflich) |
Getränkekartons | 75 % | 80 % |
Sonstige Verbunde | 55 % | 70 % |
Einzelheiten zu den unterschiedlichen Fraktionen und Recyclingrohstoffen finden Sie unter Stoffströme und Klimaschutzbeiträge
Auch wenn die Akzeptanz von Recyclingrohstoffen in der Industrie nach wie vor verbesserungswürdig ist, geht es tendenziell in die richtige Richtung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass an politischen Stellschrauben gedreht wird. Spätestens mit dem Green Deal scheint die EU tatsächlich ernst zu machen und das Thema Nachhaltigkeit in der Produktion konsequent nach vorne zu treiben. Selbst das Pariser Klimaabkommen – gerne als Lippenbekenntnis der Industrienationen abgetan – zeigt Wirkung. Wenn auch zunächst in erster Linie im Bereich Emissionsreduzierung. Die 2020 veröffentlichte Studie The Paris Effect kommt zu dem Schluss, dass klimaneutrale gegenüber klimaschädlichen Lösungen zunehmend wettbewerbsfähig sind. Jetzt geht es darum, Potenziale auch im Bereich Recyclingrohstoffe zu erschließen. Hier zwei Beispiele, wie das aktuell in Deutschland und der EU geschieht.
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Deutscher 5-Punkte-Plan für weniger Plastik und mehr Recycling
Im Zuge des am 27. März 2019 vom EU-Parlament verabschiedeten Verbots bestimmter Einweg-Kunststoffprodukte hat das deutsche Umweltministerium einen 5-Punkte-Plan mit Maßnahmen für weniger Plastik und mehr Recycling erstellt. Er beinhaltet eine Initiative,um die Qualität und Akzeptanz von Produkten aus recyceltem Kunststoff zu steigern. Beispielsweise indem Lizenzgelder für aus Recyclingrohstoff hergestellte Verpackungen günstiger werden.
EU-Kunststoffstrategie zur Förderung von Rezyklaten
Innerhalb des europäischen Markts sollen diverse Maßnahmen ergriffen werden, um das Recycling von Kunststoffen und die Nachfrage nach Recyclingkunststoffen in den nächsten fünf bis zehn Jahren signifikant zu stärken. Unter anderem sollen Qualitätsstandards eingeführt und es soll in erheblichem Maße in Recyclingtechnologien investiert werden.
Neuste Einschätzung zu Chancen und Grenzen des Recyclings im Kontext der Circular Economy finden Sie im gleichnamigen Paper der Ressourcenkommission am Umweltbundesamt, das 2023 unter Mitwirkung von REMONDIS verfasst wurde. Hier geht’s zum PDF-Download
Wertstoffe zu sammeln, aufzubereiten und als Recyclingrohstoffe zurück in den Markt zu bringen, ist die eine Sache. Das umfassendste Recycling nutzt indes wenig, wenn es nicht genug Abnehmer für die Recyclingrohstoffe gibt. In vielen Branchen hat ein Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit stattgefunden, was gepaart mit den oben erwähnten politischen Weichenstellungen den Rezyklateinsatz befördert. Vor allem in der kunststoffverarbeitenden Industrie ist aber noch viel Luft nach oben. Hier hat man nach wie vor damit zu kämpfen, dass langfristige ökologische Bestrebungen mit kurzfristigen ökonomischen Zielen kollidieren.
Anteil von Recyclingrohstoffen an der Neuproduktion (Deutschland, 2018)
Alles in allem wächst in Deutschland die Bedeutung von Recyclingrohstoffen. Ihr Anteil an Rohstoffen insgesamt (ohne Mineralöl, Uran, Kohle und Gas) hat sich zwischen 1995 und 2011 mehr als verfünffacht.
Konsequent zu Ende gedacht kann das Thema Recyclingrohstoffe für die Industrie echte Effizienzvorteile erschließen. Das gilt umso mehr, wenn es gelingt, Rohstoffe in Form einer Kaskadennutzung gleich mehrfach und in unterschiedliche Produktionsprozesse zu integrieren. Ein Rohstoff, der nach dem Produktende nur in minderer Qualität zurückgewonnen wird, muss noch lange nicht wertlos sein. Es kann sich für einen produzierenden Betrieb durchaus lohnen, sein Portfolio dahingehend zu erweitern, dass dieser Rohstoff als Basis für eine andere Fertigungslinie dient. Alternativ kann der Rohstoff immer noch extern weiterverwertet werden.
Beispiel Kaskadennutzung aus der Automobilindustrie
Aus alten Autokatalysatoren werden Platingruppenmetalle zurückgewonnen, die dann zur Herstellung von Brennstoffzellen dienen
Individuelle Rezeptur
Recyclingrohstoffe – vor allem in Form von Kunststoffgranulaten – können maßgeschneidert für den Bedarf einzelner Industriekunden gefertigt werden.
Garantierte Versorgungssicherheit
Recyclingrohstoffe machen die Industrie unabhängig von der Volatilität und den Unsicherheiten des Primärrohstoffmarkts.
Gesellschaftliche Akzeptanz
Das ökologische Bewusstsein wächst ständig. Über kurz oder lang werden nur noch nachhaltig und auf Recyclingbasis hergestellte Produkte markttauglich sein.
Zunehmende Förderung
Die Politik plant, Unternehmen, die Recyclingrohstoffe verarbeiten, finanziell zu unterstützen. Zum Beispiel durch Subventionen oder geringere Lizenzgebühren für Verpackungen.
Es gibt noch unzählige Stoffkreisläufe, die geschlossen, und Recyclingpotenziale, die ausgeschöpft werden wollen. Allein mit den täglich neuen Herausforderungen Schritt zu halten, die durch immer komplexere Produkte mit immer schwerer separierbaren Einzelbestandteilen entstehen, ist eine echte Mammutaufgabe. Neben komplett neu zu entwickelnden Technologien geht es auch darum, bestehende Verfahren weiter zu optimieren. Zum Beispiel um die Qualität von Recyclingrohstoffen zu verbessern oder die Rückgewinnung von Wertstoffen effizienter und damit rentabler zu machen.
Recycling von Windkrafträdern
Windkrafträder sind ein wichtiger Bestandteil der Energiewende, bringen aber ökologische Probleme mit sich. Ihre Rotorblätter bestehen aus carbonfaserverstärkten Kunststoffen (CFK), die aktuell quasi nicht recycelbar sind. Sie landen also in Müllverbrennungsanlagen. Das ist zum einen nicht zielführend im Sinne des werkstofflichen Recyclings und generiert zum anderen zukünftig Probleme. Die Rotorblätter neuerer Windkraftanlagen enthalten Kohlefasern, die beim Verbrennen Kurzschlüsse in der Anlage auslösen können. So oder so besteht in puncto Rotorblätter erheblicher Innovationsbedarf. Beim Recycling, aber auch bei der Produktentwicklung. Denn konzipiert man Rotoren von Anfang an so, dass sie später wieder leicht in ihre Bestandteile zu zerlegen sind, erleichtert das die Aufbereitung ungemein. Somit ist das Thema Windradrecycling zugleich ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig das funktionierende Miteinander von Wissenschaft, Industrie und Kreislaufwirtschaft ist.
Glasfaserverstärkter Kunststoff ist in der Produktion sehr günstig. Mit ein Grund dafür, dass Recyclingbemühungen bisher zu kurz kommen.
Die Rotorblätter von Windkraftanlagen sind nach aktuellem Stand der Technik nicht recycelbar. Dasselbe gilt übrigens für Sportboote, die ebenfalls zu großen Teilen aus CFK bestehen
Glasfront und Aluminiumrahmen von Solarpanels lassen sich leicht recyceln. Schwierig wird es mit den im Inneren befindlichen Metallen
Recycling von Solarzellen
Rund 20 Jahre nach dem Beginn des Photovoltaik-Booms gelangen vermehrt Solarzellen ans Ende ihrer Lebenszeit. Für 2025 werden 100.000 Tonnen Solarschrott prognostiziert. Für 2030 sind es schon 400.000 Tonnen. Damit stellt sich unweigerlich und zunehmend mit Nachdruck die Frage des Recyclings. Fakt ist: Solarzellen – das Herzstück von Solarpanels – beinhalten neben mehreren hundert Gramm Silizium noch andere wertvolle Rohstoffe wie Blei, Zink, Zinn und Silber. Die Materialien sind aber in dünne Kunststofffolien eingebettet und so verschmolzen, dass ein sortenreines Recycling aktuell nicht möglich ist. Die Wissenschaft arbeitet hier bereits an ersten Lösungen. Wirklich Marktreifes ist noch nicht dabei. Solarzellenrecycling ist definitiv ein Thema, das die Forschung zukünftig beschäftigen wird.
Recycling von Lithium-Ionen-Akkus
Besonders dringlich ist das Thema Recycling auch bei Batterien aus E-Fahrzeugen – den sogenannten Lithium-Ionen-Akkus. Diese werden nicht nur früher oder später in großen Mengen zum Verwertungsfall. Es sollte auch dringend alles darangesetzt werden, die enthaltenen Wertstoffe wie Nickel, Kobalt, Kupfer und Lithium zurückzugewinnen. Denn sie sind selten, teuer und beim Abbau als Primärressource zum Teil extrem umweltschädigend. Stand heute existiert noch kein im industriellen Maßstab anwendbares Recyclingverfahren, das eine effiziente Rückgewinnung aller Wertstoffe ermöglicht. Dennoch stehen die Chancen gut, dass sich hier in den nächsten Jahren einiges tut. Immerhin ist mit der Automobilindustrie eine Branche betroffen, die in großem Maße innovationsgetrieben ist und die nicht zuletzt ein hohes Eigeninteresse daran haben sollte, Lithium-Ionen-Akkus in internen Stoffkreisläufen zu recyceln.
Als Folge zunehmender E-Mobilität bekommt es die Recyclingbranche irgendwann mit hunderttausenden ausrangierten Lithium-Ionen-Akkus zu tun
Verstärkt auf Recyclingrohstoffe und weniger auf Primärressourcen zu setzen, mag der richtige Weg sein. Dennoch darf man nicht vergessen, dass es negative Begleiterscheinungen gibt. Auch wenn der Abbau von natürlichen Rohstoffen in vielen Dritte-Welt-Ländern unter prekären Bedingungen erfolgt, ist er für die in den Abbaugebieten tätigen Menschen überlebenswichtig. Sie haben aufgrund mangelnder Bildung oftmals keine andere Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Geht der weltweite Verbrauch an Primärrohstoffen zurück und werden diese demzufolge weniger abgebaut, trifft es also die Ärmsten der Armen. Aufgabe der internationalen – vor allem der europäischen – Politik muss es sein, hier gegenzusteuern und zum Beispiel Bildungsprogramme ins Leben zu rufen. Eine solide Schulbildung ist für die Menschen vor Ort die einzige Chance, sich für bessere Jobs zu qualifizieren und nicht ihr Leben lang auf niedere Beschäftigungen angewiesen zu sein.
In vielen afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern werden Bodenschätze von Hand abgebaut – unter katastrophalen Bedingungen und für einen Hungerlohn.